Samstag, 29. September 2012

„Früher hatten wir Kinder – heute Fernbedienungen“, oder „mit Vollgas zu Ihrem Social Business“.

Summary zur IBM Connect im Porsche Museum Stuttgart, 21.09.12. Teil 1

Zeigen sollte schon der Veranstaltungsort, mit welch rasantem Tempo „Social“ in das „Business“ Einzug hält. Das dies mit viel Arbeit auf den Ebenen Kultur, Prozesse, Organisation und IT einhergeht, wurde nicht zuletzt in den Beiträgen von u.a. Bosch, Hansgrohe, Reno, GDA und Bayer deutlich.

Vor allem in der im Innovationsmanagement, der schnelleren Produktentwicklung sowie im besseren Kundenservice sieht Alistair Rennie (General Manager, Social Business, IBM) Social Business im Einsatz. Als Bsp. wird Cemex angeführt, die ihre Produktentwicklung weltweit um 2/3 der bisher benötigten Zeit reduzieren konnten. "Die große Aufgabe des Social Business liegt darin, die Mitarbeiter zu aktivieren" und "die richtigen Menschen dazu zu bringen das Richtige zu tun". "Create a smarter workforce", so Rennies Aussage. Eine der ersten Fragen, die sich die Mitarbeiter stellen würden sei, ob die Führungskräfte im Netzwerk selber aktiv sein. Diese hätten eine Vorbildfunktion und müssten auch lernen mit den neuen Medien umzugehen und den Inhalten dort zu vertrauen.

Rennie weist auch auf die Befragung von IBM (CEO Study 2012) unter gut 1700 CEOs weltweit hin. Hier gaben 72% der CEOs u.a. an, dass sie es für sehr wichtig halten, die Kunden besser zu verstehen. Ob sich die Erkenntnis, bei der bisherigen oftmals PUSH-getriebenen Nutzung der Social Network Aktivitäten vieler Unternehmen, einstellen mag, ist allerdings zu bezweifeln.

Heutige und zukünftige Endgeräte hätten nur einen gemeinsamen Nenner, den Browser. So Axel Schittek, Bereichsleiter IT-Strategie, GAD eG. Als IT-Dienstleister, vor allem für die VR-Banken, sieht Schittek die GAD in einem starken Spannungsfeld zwischen kaufmännischen und gesetzlichen Anforderungen ( wie z.B. Reduktion der IT-Kosten sowie der Systemkomplexität, kürzere Produktausbringsungszyklen und die Erfüllung der Compliance Anforderungen) und den Veränderungen durch neue Kommunikationsmedien und damit einhergehende Veränderungen der Arbeitsweisen. Kern der IT-Systeme sei zukünftig nicht mehr die "Datei" sondern Menschen, Profile und Kommunikationsbeziehungen. "Teilen statt  für sich behalten" sei kennzeichnend für die Arbeitswelt von Morgen. Den konkreten Nutzen von Social Business sieht Schittek u.a. darin die Fähigkeiten von Mitarbeitern für das Unternehmen auch an weit auseinanderliegenden Standorten nutzbar zu machen und eine synchrone, flexible sowie mobile Kommunikation zu ermöglichen.

Das Spannungsfeld von Enterprise 2.0 erläuterte Dr. Erik Wüstner (Technischer Projektleiter im Zentralbereich IT der Bosch GmbH) anhand folgender Grafik.

 

Wüstner wies auch auf das Spannungsfeld der Führungskräfte hin. Zum Einen sollen Sie Transparenz und offenen Dialog fördern, zum Anderen müssen Sie aber selber lernen mit offener Kritik umzugehen.

Als Tip gab Wüstner dem Auditorium den Rat, bei der Einführung von Enterprise 2.0 zunächst einen Systempiloten in einer abgeschotteten Umgebung zu installieren und den Mitarbeitern als "Spielplatz" zur Verfügung zu stellen. So könne man schnell die IT- und Social Networking-affinen Mitarbeiter identifizieren und im weiteren Projektverlauf aktiv einbeziehen.

IBM Connectionswilligen Zuhörern empfahl Wüstner, aufgrund der im Projekt gesammelten Erfahrungen, sich dringend gutes Websphere-Know how an Bord zu holen, da das Customizing für Connections in erster Linie in Websphere stattfinden würde. Insbesondere bei großen Systemen, Bosch betreibt 30 virtuelle Server in 3 Standorten, sei die Fehlersuche extrem zeitraubend.

Ganz ohne Technik kam Prof. Dr. Ewald Wessling, Experte für neue Kommunikationsformen und digitalen Wandel und durchleuchtete mit viel Witz Kommunikation und Führung im digitalen Umbruch. Früher, so Wesseling, hätten Kinder nach Aufforderung Ihrer Eltern das Fernsehprogramm am Gerät gewechselt. Heute gäbe es dafür Fernbedienungen. Während die Menschen 2003 statistisch gesehen durchschnittlich lediglich nur 1,9 Medien parallel nutzten, sind es heute 5,4! Da läuft in den Kinderzimmern der Fernseher ohne Ton im Hintergrund, das Radio spielt Musik, über das Pad mit Facebook und über das Handy mit WhatsApp wird mit Freunden per Standleitung kommuniziert und im Vordergrund sitzt das Kind und macht Hausaufgaben. Diese digital Natives, für die sowohl Kommunikation als auch das Teilen von Informationen bereits gelerntes Verhalten sei,  kämen bald als Mitarbeiter in die Unternehmen. Laut Wesseling "die fähigste Generation aller Zeiten". Führungskräfte müssten sich warm anziehen, da die neue Generation Autoritäten nicht ohne weiteres anerkennen würden. Sie hätten gelernt zu hinterfragen. Unter Zuhilfenahme der Ergebnisse aus der PISA-Studie 2009 kann darüber sicher vortrefflich diskutieren. 2009 lag die schwache Lesekompetenz der damals 15-Jähringen in Deutschland bei 18,5%. Aber vielleicht birgt die Studie in 2012 eine Ãœberraschung?! 
Der Tipp von Prof. Wesseling: Bei unbekannten Lösungen am besten viele Menschen nach Lösungen fragen und anschließend den Durchschnitt daraus bilden. Die Idee dahinter "Nichtwissen" hebt sich auf. einige liegen mit ihren Ideen und Lösungen knapp über dem optimalem Ergebnis, andere knapp darunter. Im Mittel trifft es dann aber das Optimum. "Das Schlimmste, was Sie tun können," so Wesseling, "Experten untereinander diskutieren zu lassen".

Teil 2 der Zusammenfassung folgt in Kürze (connections 4.0, reno, bayer)



Arnd Walendy
Seniorconsultant
Social Media- / Social Business Consulting
http://www.social-media-consulting.eu
http://social-business-consulting.blogspot.de/








1 Kommentar:

  1. Korrektur: Bosch betreibt die 30 Server nicht an drei Standorten, sondern in 3 Umgebungen (Produktivsystem, Qualitätssicherungs-/Abnahmesystem, Entwicklungssystem).

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