Freitag, 29. Juni 2012

Summary Social Media Summit 2012

Eine Zusammenfassung der Beiträge vom Social Media Summit 2012 (25.06.12 in Wiesbaden), mit den - aus meiner Sicht - relevantesten Kernaussagen.

Social Media – Status Quo und Marktüberblick (Dr. Andreas Bersch, Brandpilots)
Der Konsument befindet sich nun auf Augenhöhe. Die Chancen für Unternehmen liegen darin, aus Dialogen mit Kunden (Partnern) neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dieser Dialog wird, auch wenn es sich manche vielleicht wünschen, nicht mehr verschwinden.
Alte Marketing-Mechaniken nach dem Prinzip „viel rein – viel raus“ greifen dabei nicht mehr. Bruttoreichweiten haben in Social Media keinen Wert. Dialog entsteht nur mit wirklichen „Fans“. Darüber hinaus sollte man sich im klaren sein, dass Werbebotschaften in Social Media als Ruhestörung empfunden werden.
Aufmerksamkeit und ein „I Like“ müssen sich Unternehmen jeden Tag aufs Neue verdienen. Dafür sind drei Punkte wichtig:
  • Contentstrategie. Hier gilt es geeignete Themen zu finden, die sowohl die Kompetenz der Marke als auch die Interessen der Community treffen.
  • Community Management und
  • Nutzer Motivation
Auch in Social Media geht es um Kundenorientierung. Dazu ist sowohl eine entsprechende Haltung notwendig als auch eine Ausrichtung der Organisation in Richtung Social Media.

Die Zukunft liegt im Open Graph – nicht auf der Fanpage in Facebook. Zukünftig wird es verstärkt darum gehen Facebook-Funktionalitäten auf eigenen Plattformen einzusetzen. Open Graph bietet die Möglichkeit aus anonymen Konsumenten-IP-Adressen reale Nutzer mit einem Freundeskreis zu generieren, d.h. vernetzte Konsumenten.

Kundenbeziehungen werden zunehmend digital, mobil und social.


Die zweite Reihe rüttelt an Facebook (Dr. Holger Schmidt, Focus )

Alle Nutzerzahlen beziehen sich auf Mai 2012. In der 2. Reihe wurden genannt:
  • Twitter: Weltweit extrem stark genutztes Informationsnetzwerk (200 Mio Nutzer/Monat). In Deutschland eher gering genutzt: 4,25 Mio. Nutzer/Monat
  • Google +: Gute Verbindung mit Googlesuchergebnissen (Stichwort SEO). Aber immer noch ein Netzwerk der computeraffinen Gemeinde. 4,25 Mio Nutzer/Monat
  • LinkedIn: Weltweit führendes Businessnetzwerk. In Deutschland aber hinter XING. 4,88 Mio Nutzer/Monat.
  • Tumblr: Blogvernetzung mit stark “horizontal orientierten„ Inhalten. 2 Mio Nutzer/Monat
  • Pinterest: Interessant für Shopanbieter, die ihre Bilder direkt mit Shopangeboten vernetzen. 0,37 Mio. Nutzer/Monat
  • MySpace: Fokussiert auf Musikcommunity.
  • Badoo: aufstrebendes Kontaktenetzwerk (für neue Kontakte, bei Facebook steht eher die Vernetzung bestehender Kontakte im Vordergrund) 2.73 Mio Nutzer/Monat
  • VZ-Netzwerke -> RIP

Agenturrunde – Alles ist Social Media
Hier wurde in erster Linie über die Sinnhaftigkeit von Gewinnspielen zum Aufbau einer Fan-Community diskutiert. Da kann man sicher unterschiedliche Meinungen vertreten. Zum einen bekommt ein Unternehmen dadurch durchaus Menschen auf ihre Seite, die lediglich ein Auge auf den Gewinn haben und mit dem Unternehmen danach nichts weiter zu tun haben wollen. Zum anderen erreicht ein Unternehmen dadurch aber auch – zumindest kurzfristig Interaktion und damit mehr an Reichweite. Letzteres deckt sich mit der vielfach in der Werbung angewandten Methodik „viel rein – viel raus“. Und hier hängt es wohl letztlich einfach von der Zielsetzung ab. Möchte ich qualifizierten Kundendialog erreichen, dann sind Gewinnspiele in die Masse vermutlich eher nicht der richtige Weg.

Einig war man sich dagegen, dass ein schlechtes Produkt durch den Einsatz von Social Media nicht gut wird ;-)

Markenbildung und –Führung in Social Media (Torsten Stapel, Sennheiser)
Sennheiser hat das TV-Programm musicmix auf tape.tv kreiert. Dort tragen die Moderatoren Sennheiser-Kopfhörer. Darüber hinaus gibt es interaktive Ratespiele. Studiogäste bekommen über Kopfhörer Musik eingespielt und müssen diese beschreiben. Zuschauer müssen dann den Song erraten „Silent presentation“.


Social Media als Key-Driver (Thorsten Mühl, The Walt Disney Company, GSA)
Disney setzt auf stetigen Wachstum seiner Facebookseiten auf Basis von gutem Content. Gewinnspiele sind nicht eingeplant.

Das Community-Management basiert auf den sogenannten 5Cs:
Content, Conversation, Contribution, Collaboration und als letzten Punkt Commerce.

Die Markenpositionierung wurde am Beispiel des Muppet-Relaunches verdeutlicht. Bestandteile waren dabei neben der Facebook-Seite, Apps, Youtube-Videos mit hohem viralen Effekt sowie Kooperationen mit der Telekom und Fishermans Friend.

Disney hatte das Ziel mit guten Inhalten Menschen zu motivieren diese Inhalte zu teilen (earned attention). Alle Komponenten der Aktion mussten sich an dem Claim: „Fun and Entertainment with heart“ orientieren.


Chancen ergreifen (Jana Strömer, Vapiano Werbekooperationsgemeinschaft)
Vapiano baut seit 2002 auf Loyalität und Empfehlungen seiner Kunden. Erst seit 2008 gibt es erst eine Marketingabteilung.

Vapianao versteht sich als Lifestyle-Marke. Social Media gehört aus Sicht von Vapiano zum täglichen Leben ihrer Kunden hinzu. Vapiano sieht sich ebenfalls als festen Bestandteil im Leben seiner Kunden und möchte daher auch in den sozialen Netzen aktiv sein. Zentral wird ein Twitteraccount geführt. Dieser vor allem als Instrument des Beschwerdemanagements. Die einzelnen Niederlassungen führen eigene Facebookseiten. Dies um den regionalen Bezug der Restaurants wieder zu spiegeln.

Seit 2012 nutzt Vapiano Instagramm und filtert dort Bilder heraus, die einen Bezug zu Vapiano haben. Dabei wurde die Erfahrung gemacht, dass User fast ausschließlich positive Bilder einstellen. Im Vergleich wurde festgestellt, dass die Bilder der User in Instagramm zu Vapiano  ähnlich aufgemacht waren, wie Bilder, die bei einem Vapiano-Casting für Marketingmaterialien entstanden sind.


Dialog 2.0 als Vertrauens- und Vertriebskanal (Daniel Backhaus)
Für Herrn Backhaus ist der Dialog an sich nichts neues, nur das er durch Social Media nun öffentlich stattfindet. Er ist der Meinung, dass man sich in Social Media in einer Anarchie bewegt. Unter Anarchie versteht er die Abwesenheit von Herrschaft.

Für den Dialog in Social Media sieht er zwei Anlässe:
  • Service und Support (z.B. Telekom hilft)
  • Storytelling

Er geht davon aus, dass es in Zukunft nur noch zwei Einstiegsseiten in das Internet geben wird:
Inhalte suchen: Google
Mit Freunden unterhalten (Netz im Netz): Facebook

Der Dialog mit den Kunden hat für ihn die Aufgabe Vertrauen zu schaffen.

Waren Sie auch auf der Summit? Was war für Sie wichtig?

Arnd Walendy
Seniorconsultant
Social Media- / Social Business Consulting
http://www.social-media-consulting.eu
http://social-business-consulting.blogspot.de/